varianten i – heilige

(Bild 26) Albrecht Dürer, Muttergottes mit der Nelke, 1516, Öl auf Pergament auf Nadelholz, 39,7 x 29,3 cm, Inv.Nr. 4772, Alte Pinakothek München / Bayerische Staatsgemäldesammlungen
(Bild 26) Albrecht Dürer, Muttergottes mit der Nelke, 1516, Öl auf Pergament auf Nadelholz, 39,7 x 29,3 cm, Inv.Nr. 4772, Alte Pinakothek München / Bayerische Staatsgemäldesammlungen
(Bild 27) Albrecht Dürer, Madonna mit der Birne, 1526, Öl auf Holz, 45 x 31 cm, Inv.Nr. 1890 no. 117, Galleria degli Uffizi / Florenz
(Bild 27) Albrecht Dürer, Madonna mit der Birne, 1526, Öl auf Holz, 45 x 31 cm, Inv.Nr. 1890 no. 117, Galleria degli Uffizi / Florenz
(Bild 28) Albrecht Dürer, Nach rechts gewandter Kopf eines Apostels, 1508, Pinsel in Schwarz mit Deckweiß gehöht auf grün grundiertem Papier, 18,7 x 20,7 cm, Inv.Nr. KdZ 14, Kupferstichkabinett / Staatliche Museen zu Berlin
(Bild 28) Albrecht Dürer, Nach rechts gewandter Kopf eines Apostels, 1508, Pinsel in Schwarz mit Deckweiß gehöht auf grün grundiertem Papier, 18,7 x 20,7 cm, Inv.Nr. KdZ 14, Kupferstichkabinett / Staatliche Museen zu Berlin

Stark ausgeprägt ist das System von Äquidistanzen, welche die Ebenmäßigkeit eines Antlitzes unterstreichen sollen, bei Heiligen und biblischem 'Personal'. Als Beispiele dienen zwei Madonnen und ein Apostelkopf.

 

Eine vergleichsweise schlichte Variante stellt die Muttergottes mit der Nelke aus München dar. Komplexer ist die Florentiner Madonna mit der Birne gestaltet (siehe Varianten III - Schemata im Format).

 

Im Münchner frontalansichtigen Gemälde erhielten Mund, Nase und Augen (inklusive des Abstandes vom unteren Lidrand zur Höhe der Braue) die gleichen Abmessungen. Die Pupillen liegen exakt in der Mitte der quadratischen Felder.

 

Wie so oft bei Dürer und beim Kopf eines Mannes kreuzen sich Diagonalen, die man zwischen Kinn und Scheitel auf einer Gesichtshälfte einziehen kann, genau dort.

 

Die Lage und Form der Ohren bildete Dürer mittels zweier Hilfslinien aus, die über dem einen Daumen des Christuskindes zusammenlaufen. Beide Linien schneiden Eckpunkte des Proportionsdiagramms auf Höhe der Nase. 

Bei der Madonna aus den Uffizien ist die artefaktische Regularität der Physiognomie differenzierter angelegt. Mehrere senkrechte Linien werden aus äquidistanten Teilpunkten gewonnen (wie Augen- und Mundwinkel). Die Scheitelhöhe und die Abstände der Mundwinkel nach links und rechts zu den Außenlinien des Kopfschemas stimmen überein. Diagonalen in der mittleren Zone streifen die Augen an den Schläfen.

Das Kopfschema ist zudem über geometrische Erweiterungen mit der übrigen Komposition verbunden: Eine Mittellinie durch das Liniengerüst über den nach links zum Kind geneigten Kopf verläuft nach unten zu Marias Hand.

 

Dorthin verlängert sich auch die Seite eines spitzwinkeligen Dreiecks. Zwar ziehen auch die beiden anderen Seiten durch Ecken des Gitternetzes, doch erfüllt es innerhalb des Gemäldes kaum eine konstruktive Funktion. Allerdings kann man dieses Dreieck in zwei gleiche Hälften teilen, so dass die Mittellinie genau durch das Zentrum des der Gesichtsdreiteilung eingeschriebenen Kreises verläuft. 

Ein weiteres Beispiel für die Sorgfalt, die Dürer bei biblischen Gestalten walten ließ, ist die Vorzeichnung eines Apostelkopfes für den Heller-Altar.