Elisabeth Weymann

Kurzbiographie:

 

Geb. 1964 in Berlin. 1985-1992 Studium der Publizistik und Germanistik in Berlin und Paris, M.A. ("Der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst ADN"). 1993-1994 Volontariat bei der Deutschen Presse-Agentur dpa. 1995-1999 freie Journalistin in London.

 

2004-2012 Teilzeitstudium der Kunstgeschichte und Mittleren / Neueren Geschichte in Frankfurt a. M., M.A. ("Zur Rezeption von Dürers Proportionslehre: Gliederpuppen als ideale Menschen"). 2004-2008 wiss. Mitarbeit im Universitätsarchiv der Goethe-Universität, Unterstützung der Lehre von Dr. Michael Maaser.

 

Seit 2012 wiss. Mitarbeitern der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Seit 2015 Doktorandin bei Prof. Dr. Jochen Sander mit: "Formfindung und Maßästhetik - süddeutsche Bildschnitzer und der (praktische) Nutzen von Dürers "Vier Bücher von menschlicher Proportion (1528)".  



Forschungsgebiet

Neben meinem Beruf erforsche ich die Bedeutung und Anwendung von Maßästhetik in der Kunst der deutschen Renaissance. Sie wird zumeist mit Skepsis belegt und gemieden. Allerdings legten die Resultate meiner Magisterarbeit offen, dass der neuzeitliche Anspruch einer Verwissenschaftlichung der Kunst auch bei deutschen Künstlern auf Resonanz gestoßen sein muss. Zumindest gilt das für den Meister IP aus Passau.

 

Mehrere Museen hatten es mir ermöglicht, eine Gruppe von feinskulpturalen Gliederpuppen zu vermessen, die für eigenhändige Werke des Bildschnitzers gehalten werden. Die Kleinplastiken entstanden nachweisbar nach den Normvorgaben einiger Körpermodelle in Dürers "Vier Bücher von menschlicher Proportion" (1528). Der Meister IP nahm Dürers Anregung "Und ohne rechtes Maß wird niemand etwas Gutes erzielen“ beim Wort. [1] Zuvor hatten viele den Wert von Dürers Kunsttheorie für die künstlerische Praxis angezweifelt oder ganz in Abrede gestellt.

 

/   Die Untersuchung von Dürers Kopfkonstruktionen geht von der Prämisse aus, dass der Künstler einen größeren Wert auf idealisierende Strategien legte, als bisher vermutet worden war. Jedenfalls erweist sich der Kopf eines Mannes als ein Experimentierfeld geometrischer Gestaltbestimmung. Der Vergleich mit anderen Köpfen erbrachte weitere Belege und regte gründlichere Nachforschungen an.

 

Zwar suchte Dürer im Zuge seiner intensiven Proportionsstudien lange nach einem reproduzierbaren Schema für die Konstruktion von Köpfen. Recht einfache Varianten mündeten letztendlich als Schulungsbeispiele in seine  Proportionslehre. Doch in der eigenen künstlerischen Praxis ging er - mehr als drei Jahrzehnte lang - offenbar andere Wege.  

Publikationen

Meister IP (zugeschrieben), Gliederpuppe einer Frau, Gliederpuppe eines Mannes, in: Jochen Sander (Hrsg.), Dürer. Kunst – Künstler – Kontext (Ausst.-Kat. Frankfurt am Main, Städel-Museum, 2013-14), München 2013, S. 164–167

 

Meister IP (zugeschrieben), Gliedermann und Gliederfrau, in: Stefan Roller / Jochen Sander (Hrsg.), Fantastische Welten. Albrecht Altdorfer und das Expressive in der Kunst um 1500 (Ausst.-Kat. Frankfurt am Main, Städel-Museum, 2014-15), München 2014, S. 64

 

Die Gliederpuppen des Meisters IP – ein skulpturales Erbe der Dürerschen Proportionslehre, in: Jiři Fajt / Susanne Jäger (Hrsg.), Das Expressive in der Kunst 1500-1550. Albrecht Altdorfer und seine Zeitgenossen. Tagungsband zur Ausstellung „Fantastische Welten“ (in Frankfurt am Main vom 5. Nov. bis 8. Febr. und in Wien vom 17. März bis 14. Juni 2015), Berlin 2018, S. 162–173 

   

Albrecht Dürer, Testa di uomo, in: Bernard Aikema / in Zusammenarbeit mit Andrew John Martin (Hrsg.), Dürer e il Rinascimento tra Germania e Italia (Ausst. Kat. Mailand, Palazzo Reale, 2018) Mailand 2018, S. 348   

 

Rezension zu: Markus Rath, Die Gliederpuppe. Kult - Kunst - Konzept, (Actus et Imago. Berliner Schriften zur Bildaktforschung und Verkörperungsphilosophie, Bd. XIX), Berlin / Boston 2016, Gliederpuppen-Akteure. Die Geschichte beweglicher Skulpturen in Menschengestalt aus Sicht der Bildaktforschung, in: Kunstchronik Heft 9/10 (2018), S. 521-527

 

Von Menschen und Maßen – die Schönheit von Meister IPs Akten, in: Nicole Hegener (Hrsg.), Nackte Gestalten. Die Wiederkehr des antiken Akts in der Renaissanceplastik. Tagungsband zum internationalen Kolloquium vom 7. bis 9. April 2016 an der Humboldt-Universität in Berlin, Berlin 2021, S. 341-360  


 

[1] Dürer im so genannten Ästhetischen Exkurs. Albrecht Dürer, Vier Bücher von menschlicher Proportion (1528). Mit einem Katalog der Holzschnitte, hrsg., kommentiert und in heutiges Deutsch übertragen von Berthold Hinz, Berlin 2011, fol. T4v, S. 233.